Pictor, kath. Priester
Adam, wo bist du? – Was suche ich, wenn ich suche?
Seit Jahren bin ich Mitglied von Adamim. Passivmitglied. Die Veranstaltungen, an denen ich teilnahm, kann ich an einer Hand abzählen. Trotzdem bin ich Mitglied, noch immer. Der Verein im Hintergrund gibt das Gefühl, nicht allein zu sein.
Meine sexuelle Orientierung ist klar und geklärt, soweit das bei der Komplexität der Psyche möglich ist. Ein schöner Mann lässt mich tiefer atmen. Das wurde mir auch zum Verhängnis. Erpressung. Finanzieller Ruin. Schulden. In der Folge juristische Abklärungen. Therapeutische Sitzungen. Mein damaliger Bischof zwang mich förmlich dazu. Nicht um etwas zu vertuschen, sondern um Klärung zu schaffen.
Es war der Therapeut, der mir die Frage stellte: Was suchst du, wenn du suchst? Ich lernte entdecken, meine sexuellen Eskapaden sind Fluchtversuche aus den Zwängen, zeitlichen Engpässen, emotionalen Defiziten, Erwartungen, Klischees, die ein Priesterleben nach sich zieht. Es sind heisse Stunden, die mich spüren lassen, dass ich doch noch Mensch bin, und nicht eine institutionelle Verkörperung.
Ich arbeite in einem grossen Pastoralteam. Die meisten der Kolleginnen und Kollegen sind verheiratet. Ich nehme bei ihnen wahr, wie es einem Gang auf dem Hochseil gleichkommt, die Balance zu finden zwischen dem Beruf und der Partnerschaft. Es sind meine Kolleginnen und Kollegen, die mich erkennen lassen, nicht für eine Partnerschaft geschaffen zu sein. Man mag es als Defizit betrachten oder als Berufung.
Ich lebe zölibatär und sehne mich nach Momenten, wo ich allein sein kann. Kommt der Drang auf, wiedermal intensiv den Körper und die Sexualität zu spüren, dann höre ich die Frage des Therapeuten: Was suchst du, wenn du suchst? Meist ist der Drang nach einem heissen Erlebnis ein Anzeichen dafür, dass in der Organisation meines Lebens wieder mal einiges aus den Fugen geraten ist. Ich muss dann an meinem leib-seelischen Gleichgewicht arbeiten. Wo ich seelisch im Gleichgewicht bin, da vermindert sich der Drang, mich in ein Abenteuer zu flüchten.
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